Wie veröffentliche ich meine Masterarbeit?

Interview: Paula Pankarter erzählt von ihren Erfahrungen

(c) Paula Pankarter

Paula Pankarter nahm 2021 mit ihrer Masterarbeit „Elfriede Jelinek und die Mode. Von der Transmedialität zur Transzendenz“ an Pitch Your Thesis mit Schwerpunkt Theater-, Film- und Medienwissenschaft teil. Kürzlich wurde ihre Masterarbeit als vierter Band der Reihe „Kritische Kulturstudien“ im LIT Verlag veröffentlicht.

Gratuliere zu deiner Veröffentlichung! Wie fühlst du dich dabei?

Ich bin sehr stolz, dass meine leidenschaftlich ausgefochtene Frage nach dem Zusammenspiel zwischen Elfriede Jelinek und der Mode durch dieses Buch nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist und so Gehör finden kann. Es ist großartig, sein eigenes Buch in Händen zu halten. Während des Studiums schreibt man so viele spannende Texte, die leider alle in der Schublade verschwinden. Umso mehr freut es mich, wenn ich Rückmeldungen von Regisseur*innen und Dramaturg*innen erhalte, denen mein Buch Aufschlüsse für ihre Aufführungen eröffnet. So wurde mein Buch beispielsweise bereits im Programmheft des Werk X zur Inszenierung von Elfriede Jelineks Stück „Das Licht im Kasten“ zitiert.

Worüber hast du deine Masterarbeit geschrieben?

Ich habe erforscht, welchen Sinngehalt die ikonische Autorin Elfriede Jelinek dem großen Phänomen der Moderne – der Mode – einschreibt, um so neue Perspektiven auf Elfriede Jelineks Werk zu eröffnen und zugleich neue Erkenntnisse über die Mode zu gewinnen. Um die Verstrickungen zwischen der Schriftstellerin und dem Phänomen Faden für Faden aufzurollen, habe ich mich auf eine Reise tief in die Abgründe der Oberfläche begeben. Denn Elfriede Jelinek verknüpft die Frage nach der Mode mit den Grundfragen unserer Existenz: dem Sein, der Zeit und insbesondere dem Drama der Weiblichkeit. Mehr dazu in meinem Buch.

Wie war es deine Masterarbeit bei „Pitch Your Thesis“ zu präsentieren?

Offengestanden war ich sehr aufgeregt. Da ich die Woche zuvor meine Defensio hatte, lagen meine Nerven blank. Aber es war eine spannende Erfahrung, insbesondere das fantastische Feedback der Größen der österreichischen Kulturlandschaft machte mir Mut für die Zukunft.

Welches Feedback hast du erhalten?

Die Programmdirektorin des ORF, Mag.a Kathrin Zechner lobte meinen Pitch: „Sehr, sehr spannend! Wenn Sie thematisch so fantasievoll bleiben, dann steht Ihnen die Welt der Kulturberichterstattung offen.“ Und auch Mag.a Christine Dollhofer, die Festivalleitung von Crossing Europe bekundete großes Interesse: „Ein verwegenes Thema und eine Themenlücke, die so wahrscheinlich noch nicht aufbereitet wurde. Mehr eine Doktorarbeit als eine Masterarbeit. Auch populärkulturell ein spannender Stoff, für den ich Platz in Fachmagazinen sehe.“

Wie gelingt es, seine Masterarbeit zu veröffentlichen?

Meine Betreuerin Univ.-Prof. Dr. Brigitte Marschall empfahl mir zur Publikation den renommierten LIT Verlag. Als ich mein Manuskript einreichte, schlug der Verlag vor, meine Forschungsarbeit als vierten Band der Reihe „Kritische Kulturstudien“ zu veröffentlichen.

Ich habe das gesamte Layout des Buches, vom Satzspiegel, über die Paginierung und Grafik bis zur reproreifen Druckvorlage selbst verantwortet. Außerdem formulierte ich den Klappentext und organisierte das Titelbild von Elfriede Jelinek im Angesicht ihres Alter-Egos, der Jelinek-Puppe, welches den Themenkomplex meines Buches genau auf ein Bild bringt. Die Druckkosten musste ich selbst tragen. Dank der Unterstützung von Freunden und Verwandten gelang es mir, die nötige Summe aufzubringen. Dieses Buch ist das Ergebnis von insgesamt fast fünf Jahren Arbeit.

Zum Schluss: Hast du Tipps für Studierende, die gerade an ihrer Masterarbeit sitzen?

Das Wichtigste ist, ein Thema zu wählen, für das man brennt. Es ist essenziell, eine Frage zu stellen, die man ernsthaft erforschen möchte, weil einen die Antwort selbst interessiert. Denn seiner Masterarbeit widmet man nicht nur viel Zeit und Energie, als Abschlussarbeit wird sie auch zu deiner Visitenkarte und so zum Teil deiner Identität.

Um den inneren Zensor konstruktiv zu nutzen, trenne ich den kreativen Prozess der Textproduktion gerne bewusst vom rationalen Überarbeiten. Kein Text ist auf Anhieb druckreif. Wie eine Textilie ist ein Text ein Gewebe, dessen Themenstränge es miteinander zu verknüpfen gilt. Das funktioniert wie ein innerer Dialog und ist ein organischer Prozess, in den man sich vollkommen hineinstürzen muss. Krisen gehören dazu, denn erst indem man sich der Probleme bewusstwird, kann man sie lösen und den Text sukzessive in die entsprechende Form bringen.

Doch Distanz ist auch wichtig, um den Überblick nicht zu verlieren. Wie jeder Text hat auch die Masterarbeit ein Eigenleben. Sie entfaltet sich aus sich selbst heraus. Auch wenn es wichtig ist, einen Plan zu haben, so kann man doch nicht alles im Vorhinein planen. Man muss die Gliederung der internen Logik des Textes anpassen. Denn es geht schließlich darum, etwas zu erforschen, dessen Ergebnis noch offen ist. Vertraue auf dich, auf den Prozess und gehe Schritt für Schritt vor.


 

Paula Pankarter (*1992 in Graz) studierte Germanistik und Philosophie in Freiburg sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und arbeitet heute als Redakteurin in Wien.

 

Foto: (c) Stephanie Artmann



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